Diese Produktion
strebt nach einer symbiotischen und konzeptionell stimmigen Verbindung
von Live-Spiel sowie den vielfaeltigen Einsatzmoeglichkeiten des Mediums
Video. Eine komplexe Text- Spiel- und Mediencollage fuer einen Darsteller,
eine Kamera/live-ebene, Videoprojektionen und Sounds.
Die Textcollage - basierend auf zwei Kapiteln
aus "Die
Brueder Karamasoff" von F.
M. Dostojevskij - wird von Beginn an in engstem Zusammenspiel
aus schaupielerischer Umsetzung und den verschiedenen Videoebenen erarbeitet
- da nur auf diese Weise eine sich organisch verbindende Form dieser Disziplinen
sowie der verschiedenen Zeit / Raum -und Darstellungsebenen erreicht werden
kann.
Verschiedenste Formen der Interaktion
zwischen Schauspiel und Video sollen genutzt werden:
> Es wird die direkte Interaktion/Kommunikation
zwischen Schauspieler und Live-Kamera geben, bei gleichzeitiger Uebertragung
auf den aufgestellten Projektionen.
> Es wird sowohl die Einspielung vorproduzierter
Videoszenen (inszenierte Szenen und andere Collagen), als auch die direkte
Uebertragung des Kamerabildes eingesetzt werden.
> Die Verwendung des Videoelements wird auf vielfache
Weise mit dem Spiel in Bezug stehen: Dialoge zwischen den Figuren / Kommentierung
des Spiels, Kontrastierung, Brechung, Zeitverschiebung, Aktualisierung..
> Durch die Verwendung eines Bildmischers, der
sämtliche (Ab)-Bild-quellen (Live- Bilder der Auffuehrung / vorproduzierte
Szenen / Fremdmaterial etc.) aufeinander abstimmen / mischen / collagieren
kann, sowie durch die Nutzung verschiedener im Buehnenbild integrierter
Projektionsmöglichkeiten und Requisiten, soll eine moeglichst komplexe
Verbindung der verschiedenen Text / Spiel- und Übertragungsebenen
erreicht werden.
Die Aufhebung und die Verkopplung zumeist getrennter
Raum, Zeit/Bild - Realitätsebenen wird moeglich, in einem bisher dafuer
ungewoehnlichem Rahmen - einer Raumeinheit, in der auch das uebliche Schema
des Theaterspiels sowie des herkömmlichen Einsatzes des Videomediums
und der sich daraus ergebenden Rezeption aufgehoben ist.
Da der Gegenstand des Textes ein zeitloser ist
(die für Dostojevskij typischen Themen: Freiheit, Glaube, Macht, Unterwerfung
- in Kuerze: die
Befreiung von der Freiheit durch Unwissenheit), ist es wohl
kaum noetig eine Motivation fuer die Auswahl anzugeben. Diese Themen haben
Ihre Entsprechung und die Notwendigkeit der Auseinandersetzung mit ihnen
in jeder Zeit.
Die unterschiedlichen Charaktere die, ebenfalls
vom Darsteller des Grossinquisitors (Hermann
Treusch) gespielt, zunaechst auf der Videoebene auftauchen,
stehen für die verschiedenen Textquellen, die neben Dostojevskijs
Originaltext außerdem in die Textcollage einfließen werden.
Diese Textquellen des Stueckes, denen jeweils
eine Figur zugeordnet wird, sind: Teile aus den autobiographischen Aufzeichnungen
von Rudolf
Höss, dem Kommandanten von Auschwitz / verschiedene
dokumentarische / geschichtliche Texte, sowie eigene Textteile.
Durch die zunehmende Collagierung und Verbindung
der verschiedenen Texte werden auch die Charaktere der Videoebene und die
Buehnenfigur(en) in ein immer komplexeres Wechsel-Spiel eintreten. Die
Charaktere treten in den Dialog ein / beginnen Texte aus anderen Quellen
zu uebernehmen, (scheinbar) zu kombinieren, fortzufuehren usw.
Dies gilt insbesondere fuer die Figur, die Ivan
Karamasoff darstellt und den Großinquisitor selbst, die zum Schluß
des Stueckes ineinander aufgehen, eins werden - in der Jetzt-Zeit angekommen.
In dieser Form der Collagierung und der Zeitreise
ist jede Zeit darstellbar / vorstellbar / integrierbar. Gerade hier bietet
der Einsatz des Videomediums und der Musik / Soundebene die Moeglichkeit
zu unterschiedlichsten Zeitbezuegen, z.B. durch die Verwendung historischen
und aktuellen Bild / Tonmaterials - eine weitere Moeglichkeit mit dem Stueck
auf sich neu entwickelnde Situationen zu reagieren.
Das Ziel ist ein sich staendig neu entwickelndes,
dynamisch- fortlaufendes Wechselspiel zwischen Schauspiel / Video- / Audioelementen
und Zuschauern, die im so konzipierten Rahmen und Wechselspiel der Elemente
die ueblichen Ebenen von Theater/Erlebnisraum, (Reaktions)Zeit und medialer
Konfrontation diese Bezuege und Wechselwirkungen direkter erleben und,
als integrierter Teil des Performance / Improvisations / Ereignisraums
auch beeinflussen koennen.
Motivation ist nicht zuletzt auch, einen der
wichtigsten literarischen Texte ueberhaupt, auf eine zeitgemaesse Art zu
bearbeiten.
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